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Stand 28.09.03

Digitale Videorecorder-Lösung für Analog-TV

 

Die neuen Möglichkeiten einer digitalen Videoaufzeichnung an der Frontblende eines Wohnzimmer-Digitalrecorders oder umständlich über OnScreen-Menüs nutzen zu wollen, erscheint mir absurd. Videoschnitt wird erst auf dem Computer komfortabel, selbst wenn es nur darum geht Werbeblöcke herauszuschneiden. Dass man bei einer Lösung für Analog-TV nicht auf den Komfort von Standalone-Geräten inklusive Timeshift zu verzichten braucht, soll dieser Bericht zeigen.

 

Inhalt

Was braucht man?

Die richtige Wahl!

Hardware bevorzugt!

Zeitgleich Aufnehmen und Abspielen?

Tipps zur vorgestellten Lösung!

 

Was braucht man?

Zunächst eine Übersicht, was man für eine Videorecorder-Lösung am PC braucht:

 

1.       TV-Tuner

2.     MPEG-Encoderkarte oder einen PC jenseits von 2,4 GHz und einen Software MPEG-Encoder

3.     MPEG-Decoderkarte oder einen PC jenseits von 600 MHz und einen Software MPEG-Decoder

4.     TV-Ausgang am Computer

5.     Video-Funkstrecke oder ein langes Videokabel

6.     Fernbedienungsverlängerung und Infrarot-Empfänger am Computer

 

Die ersten vier Geräte gibt es auch in verschiedenen Kombinationen zusammen­gefasst. Weit verbreitet sind Grafikkarten mit TV-Ausgang, MPEG-Decoder­karten bieten ebenfalls einen TV-Ausgang, TV-Tunerkarten gibt es mit oder ohne MPEG-Encoder und zu guter letzt gibt es Karten, die alle vier Geräte vereinen. Will man auf die TV-Tunerkarte verzichten, so braucht man einen Fernseher in der Nähe des Computers und einen Video-Eingang, der meist immer auf MPEG-Encoderkarten vorhanden ist, seltener auf Grafikkarten.

 

Damit man den Computer nicht ins Wohnzimmer neben den Fernseher (oder umgekehrt) stellen muss, ist eine Funkstrecke für Videosignale oder ein ent­sprechend langes Videokabel notwendig. Außerdem braucht man eine Fernbe­dienungsverlängerung und einen Infrarot-Empfänger am Computer. Entscheidet man sich für eine Video-Funkstrecke, so ist die Fernbedienungsverlängerung (sog. Rückkanal) meist enthalten. Ebenso bringen MPEG-Decoder­karten und TV-Tunerkarten meist den Infrarot-Empfänger für den Computer samt eigener Fern­bedienung mit. Damit sollte dem bequemen Bedienen des Systems vom Wohnzimmersessel aus nichts mehr im Wege stehen.

 

Die richtige Wahl!

In Anbetracht der verschiedenen Teile, die man benötigt, erscheint die ganze Lösung etwas kompliziert und die Frage nach den Kosten stellt sich ebenfalls. Das ganze muss aber nicht mehr kosten als eine Standalone-Lösung. Sicherlich hat man bei der Anschaffung und beim Einrichten etwas Mehraufwand, dieser recht­fertigt sich aber durch die Flexibilität des Systems und die Möglichkeiten, die sich damit ergeben. Zu diesen zählen z.B. das einfache Austauschen einer größeren Fest­platte, der Videoschnitt mit professionellen Effekten oder das Archivieren und Abspielen von altem Filmmaterial, dass man über den Video-Eingang digitalisiert hat. Außerdem erhält man mit dieser Lösung ganz nebenbei einen DVD-Player für den Wohnzimmer-Fernseher.

 

Die Entscheidung über die Auswahl der Komponenten hängt von den Gege­benheiten, vom persönlichen Geschmack und vom Aufwand, den man bereit zu investieren ist, ab. Am bequemsten ist natürlich eine Karte, die TV-Tuner, MPEG-Encoder, MPEG-Decoder, TV-Ausgang und evtl. Infrarot-Empfänger mit zugehöriger Fernbedienung vereinigt. Eine solche Karte gibt es z.B. bei ELV.

 

Legt man Wert auf Geräte, die sich erfolgreich am Markt behauptet haben, so ist die Kombination aus TV-Tuner mit MPEG-Encoder von Hauppauge, Dazzle, Pinnacle oder Vidac und MPEG-Decoderkarte mit TV-Ausgang von Sigma Designs zu empfehlen. Der Vorzug dieser Karten ist, dass die Produkte auf fast allen Computern reibungslos laufen und der Aufwand für das Einrichten des Systems damit im Rahmen des zu erwar­tenden bleibt.

 

Die MPEG-Encoderkarte stellt zugleich auch die teuerste Komponente dar. Sofern man einen genügend schnellen Rechner (s.o.) hat, kann ein Software-Encoder günstiger sein. Die Produkte der genannten Hersteller kosten um die 250 Euro, doch professionelle Qualität darf man hier nicht erwarten, da diese Geräte für den Massen-Markt bestimmt sind. MPEG-Encoder der Profiklasse, egal ob Hard- oder Software kosten jenseits der 1000 Euro Grenze. Bei der verrauschten Qualität so manchen TV-Signals aus dem Kabel oder von der Antenne sind die hier erwähnten Hersteller aber ein sehr guter Kompromiss.

 

Von der Kombination aus TV-Tunerkarte mit Software MPEG-Encoder/Decoder und Grafikkarte mit TV-Ausgang ist eher abzuraten. Die Auf­nahmequalität bleibt selbst bei Computern mit der erforderlichen Leistung hinter den Möglich­keiten der anderen Lösungen zurück (Vgl. ct’ 2/03, Seite 106).


Hardware bevorzugt!

Im weitren beschäftigt sich der Artikel mit der Kombination aus TV-Tunerkarte mit MPEG-Encoder und MPEG-Decoderkarte mit TV-Ausgang, da sie noch einige andere Vorzüge bietet. Mit der MPEG-Decoderkarte steht Sigma Designs als etablierte Marke relativ alleine da. Dafür bieten sie gleich zwei Produkte, die Hollywood+ und das Nach­folgemodell, die XCard. Der Preis liegt bei ca. 150 Euro und die Qualität ist hier ungleich höher als bei den oben erwähnten MPEG-Encodern und sicherlich vergleichbar mit einem qualitativ hochwertigen DVD-Player. Dies betrifft vor allem den TV-Ausgang, an dessen Qualität so manche Grafikkarte mit TV-Out nicht heran kommt. Ein weiterer Vorteil der beiden Decoderkarten im Vergleich zu einer Softwarelösung bei einem genügend schnellen Rechner (s.o.) ist die zugehörige Fernbedienung samt Infrarot-Empfänger für den Computer. Sicherlich gibt es auch Programme (z.B. WinLIRC, GIRder oder IRAssistant), mit denen man seine Software über einen am Computer vorhandenen Infrarot-Empfänger mit einer handels­üblichen Fern­bedienung steuern kann, doch hier ist etwas Tüftelarbeit angesagt.

 

Die MPEG-Encoderkarte von Hauppauge heißt WinTV-PVR. Sie hat einen analogen TV- und Radio-Tuner sowie Videotext integriert und ermöglicht so die direkte Aufnahme von Fernsehsendungen in DVD-Qualität auf der Festplatte. Dabei können pro Stunde schon mal 4 GByte zusammen kommen. Um dabei nicht an eine maximale Dateigröße gebunden zu sein, empfiehlt sich der Einsatz von Windows 2000 oder höher (Bei Windows 98/ME liegt sie bei 4 Gbyte). Von den anderen genann­ten Herstellern gibt es vergleichbare Produkte, mit denen ich aber keine Erfahrungen habe.

 

Bei der Video-Funkstrecke sollte man auf den Rückkanal für die Fernbedienung achten. Zu empfehlen ist die Isiropa Megalink von Telestar, die laut Test in der ComputerBild in bezug auf Bild- und Ton-Qualität am besten abgeschnitten hat. Für ca. 150 Euro erhält man ein Gerät, das man auch anderwärtig für die Über­tragung jeglicher Video-Signale nutzen kann. Außerdem kann man mit Hilfe mehrerer Empfänger das Signal in mehreren Räumen gleichzeitig empfangen.

 

Bei der Übertragung von analogen Video- und Fernseh-Signalen gibt es haupt­sächlich zwei Signalformen, die unterschiedliche Qualität bedeuten: Composite oder FBAS und das bessere S-Video. Während die Hollywood+ und die XCard sowie auch die meisten Grafikkarten mit TV-Out beide Signalformen unter­stützen, bieten die Video-Funkstrecken nur das Composite Signal. Möchte man unbedingt die S-Video Signalform nutzen, so bleibt nur auf die Funkstrecke zu verzichten und ein entsprechend langes Kabel zu verlegen. Im Falle der Isiropa Megalink in Verbindung mit der XCard ist mit bloßem Auge aber kaum ein Qualitätsunterschied auszumachen. Die XCard unterstützt sogar noch weitere Signalformate, wie z.B. Componenten oder HDTV.

 


Zeitgleich Aufnehmen und Abspielen?

Einer der neuen Vorzüge digitaler Videoaufzeichnung ist das Abspielen einer Fernsehsendung im Zeitversatz (Timeshift), noch während die Aufnahme läuft. Sofern man Produkte unterschiedlicher Hersteller einsetzt, was auch bei einer Software-basierten Lösung der Fall sein mag, kann es hier Probleme geben. Diese äußern sich darin, dass das abspielende Gerät keinen Zugriff auf die Datei hat, solange sie unter Verwendung des aufzeichnenden Gerätes steht. Sofern Aufnehmen und Abspielen mit der gleichen Software geschieht, braucht man sich darum keine Sorgen zu machen; man sollte dann aber darauf achten, dass die Software Timeshift auch in voller DVD-Auflösung zur Verfügung stellt.

 

Speziell für die Kombination aus WinTV-PVR und XCard gibt es eine Lösung, indem man die WinTV-PVR so konfiguriert, dass sie die Aufnahme in Blöcke von z.B. 10 Minuten unterteilt. Mit einem maximalen Zeitversatz von dann 10 Minuten kann man so die Aufnahme anschauen. Dabei ist es möglich vor- und zurück­zu­spulen oder von einem Block zum nächsten zu springen, sofern dieser bereits zur Verfügung besteht. Die XCard ist in der Lage automatisch alle Blöcke hinter­einander abzuspielen. Als einzige Einschränkung gibt es beim Wechsel von einem zum nächsten Block einen kleinen Aussetzer von ca. einer halben Sekunde.

 

Tipps zur vorgestellten Lösung!

Da die XCard und auch Software MPEG-Decoder wie z.B. PowerDVD oder WinDVD ein Problem mit den Folgeblöcken haben, die die WinTV-PVR nach dem 1. Block erzeugt (siehe Timeshift), braucht man hierzu ein kleines Programm, das dieses Problem behebt. Dieses kleine Programm gibt es hier zum Herunterladen.

 

Wenn man das TV-Fenster der WinTV-Aplikation während der Aufnahme aus­blendet, kann die Anzahl eventueller Frame-Drops weiter vermindert werden, da die Rechen- und Bus-Kapazität nicht unnötig für die Darstellung des TV-Bildes verbraucht wird. Die Fortschrittanzeige der Aufnahme ist dabei weiter­hin zu sehen. Zum Ausblenden kann man ein kostenloses Programm namens AutoIt be­nutzen, für das man allerdings ein kleines Script schreiben muß. Ein Beispiel dafür gibt es hier zum Herunterladen.

 

Praktisch ist auch, wenn man das Script etwas erweitert, so dass es bei einer automatischen Aufnahme über den Aufnahme-Timer das TV-Fenster zu Beginn der Aufnahme ausblendet und nach Beendigung der Aufnahme wieder einblendet. Ein so erweitertes Script kann man hier herun­terladen. Dazu ist es allerdings notwendig das Script in eine Ausführbare Datei mit dem Namen der orginal WinTV-Aplikation zu wandeln und den Aufnahme-Timer über den Registry-Key TVAppPath” - „HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Hauppauge\Radio” auf dessen Pfad zu setzen.

 

Da bei Video-Funkstrecken das Fernbedienungs-Signal in einem empfindlicheren Frequenzbereichen als das Video-Signal übertragen wird, kann es vorkommen, dass es beim Empfang der Fernbedienungs-Signale Probleme gibt. Hier kann es helfen den Sender bzw. den Empfänger ein Stück in verschiedene Richtungen zu verschieben.

 

Kommentare und Kritik bitte an Info@seconis.net.

 

© 2003, Hendrik Utsch